Ihr Vermögen. Unsere Verantwortung.

Ist Ihr Portfolio ausreichend diversifiziert? (TEIL 2)

Nachdem wir in unserem 1. Teil vom 18.01. aufgezeigt haben, dass mit traditioneller Risikodiversifikation entgegen der allgemeinen Wahrnehmung keine überzeugenden Anlageergebnisse erzielt werden können, zeigen wir im 2. Teil auf, worauf es bei der Kapitalanlage wirklich ankommt.

 

Im ersten Teil unserer Betrachtung zum Thema Risikostreuung/Diversifikation haben wir feststellen müssen, dass der Einfluss einer breiten Vermögensaufteilung auf den Anlageerfolg deutlich geringer ausfällt, als von Anlegern weithin angenommen.

Verteilt man sein Vermögen nach traditioneller Machart auf die Anlageformen Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffe, erzielt man zwar ein besseres Chance/Risikoverhältnis als bei zu einseitiger Ausrichtung – allein mit breiter Risikostreuung bleiben die Ergebnisse aber enttäuschend. Trotz weitreichender Diversifikation stehen die in der Vergangenheit erzielten Renditen in keinem guten Verhältnis zu den damit einhergehenden Kursrisiken und der Dauer der Verlustphasen.

Die Gründe für den geringen Mehrwert traditioneller Risikostreuung sind schnell umrissen.

1. Fehlender Risikoausgleich durch unterschiedliche Dynamik der Anlagebausteine.

Während Aktien und Rohstoffe in kurzen Zeitspannen regelmäßig hohe Kursschwankungen mit sich bringen, fallen diese bei Anleihen und Währungen in aller Regel deutlich geringer aus. Die Verluste bei Aktien und Rohstoffen können durch Anleihen und Währungen somit zumeist nicht ausgeglichen werden. Die Alternative, Aktien und Rohstoffe vor diesem Hintergrund geringer zu gewichten, stellt in Anbetracht der damit verbundenen Renditeeinbußen eine wenig befriedigende Lösung dar.

2. Diversifikaton wird durch Gleichlauf der Anlagebausteine ausgehebelt.

Insbesondere die beiden schwankungsintensiveren Vermögensbausteine Rohstoffe und Aktien unterliegen vergleichbaren Einflussfaktoren. Beide profitieren tendenziell von einem positiven wirtschaftlichen Umfeld. Die Nachfrage nach Rohstoffen zieht an und deren Preise steigen, wenn Unternehmen mehr umsetzen und höhere Gewinne erzielen. Auch die Währungen starker und stabiler Volkswirtschaften entwickeln sich tendenziell besser. Entsprechend ist der Gleichlauf (Korrelation) der einzelnen Vermögensbausteine höher als dies für eine erfolgreiche Diversifikation zuträglich ist.

Es ist nahezu ausgeschlossen, dass sich mit traditioneller Risikostreuung zukünftig ein überzeugendes Chance/Risiko-Verhältnis erzielen lässt. Denn – in Anbetracht zu hoher Staatsschulden ist auch weiterhin über einen langen Zeitraum mit im historischen Vergleich sehr niedrigen Zinsen zu rechnen.

Gleichzeitig lässt das gegenüber früheren Zyklen strukturell geringere Wirtschaftswachstum niedrigere Renditen für Aktieninvestments erwarten. Während sich die Aussichten für auskömmliche Renditen also eingetrübt haben, bleiben die Risiken unverändert bestehen.

WAS SIND DIE WAHREN ERFOLGSFAKTOREN BEI DER KAPITALANLAGE?

1. Stock-Picking / Markt-Picking

Während bei professionellen und privaten Anlegern derzeit passive Investments im Fokus stehen, ist die Fähigkeit, aktiv die richtigen Aktien oder Märkte auszuwählen, einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Kapitalanlage.

Das Problem daran: Es gibt lediglich wenige, die dies gut können.

Und weil dies so ist, versteckt sich die Finanzindustrie hinter der Geschichte mit der Diversifikation.

Das alles bedeutet übrigens nicht, dass passive Investments wie ETFs nicht sinnvoll sein können. Die Historie hat lediglich gezeigt, dass eine Kapitalanlage zu einem unbefriedigenden Chance/Risiko-Verhältnis führt, sofern die Portfoliozusammensetzung statisch erfolgt. Wer einzelne Märkte aktiv über indexorientierte ETFs picked, kann durchaus zu überzeugenden Ergebnissen kommen. Ausschlaggebend ist hier jedoch die Fähigkeit, aktiv die richtigen Märkte zu picken.

Die Tatsache, dass es Fondsmanager gibt, die exzellente Stock- bzw. Markt-Picker sind, ist Grund genug, sich auf die Suche nach diesen zu machen.

2. Timing – der rechtzeitige Ein- und Ausstieg

Während es auf den ersten Blick für Laien äußerst nachvollziehbar klingt, dass der rechtzeitige Ein- und Ausstieg bei Aktien & Co. entscheidend ist, sind viele professionelle Marktteilnehmer davon überzeugt, dass nachhaltig erfolgreiches Timing nicht möglich ist.

Und in der Tat: Die von Fondsmanagern in der Breite erzielten Ergebnisse lassen auf den ersten Blick Zweifel aufkommen, ob mit aktivem Timing ein Mehrwert zu erreichen ist.

Betrachtet man die Ergebnisse von Fondsmanagern in den letzten 20 Jahren (siehe hierzu Teil 1), muss man zweifelsfrei attestieren, dass es dem Durchschnitt der Fondsmanager nicht gelungen ist, die Richtung der Märkte überzeugend vorherzusehen. Zu hoch waren die zwischenzeitlichen Verluste und zu lang die Dauer der Verlustphasen.

Doch nur, weil es dem Durchschnitt der Fondsmanager nicht gelingt, die Märkte richtig zu timen, bedeutet das nicht, dass es sie nicht gibt, die guten Fondsmanager.

Wie überall im Leben ist das Gute einfach nur rar gesät. Man muss sich lediglich auf den Weg machen, sie zu suchen, statt sich von pauschalen Verallgemeinerungen in die Irre führen zu lassen.

 

Wer diese beiden, für die Kapitalanlage wichtigsten Fähigkeiten besitzt, kann eine weitere Disziplin zu seinen Gunsten nutzen, die eine weitere Verbesserung des Chance/Risiko-Verhältnisses ermöglicht.

3. LONG und SHORT – Die Unabhängigkeit von der Marktrichtung

Als Anleger ist man in aller Regel darauf aus, diejenigen Investments zu finden, die die größten Kurschancen erwarten lassen.

Das bringt allerdings ein Problem mit sich: Man ist auf steigende Kurse und damit auf ein positives Marktumfeld angewiesen.

Ist es da nicht sinnvoller, in positiven Marktphasen auf steigende Kurse und in negativen Marktphasen auf fallende Kurse zu setzen? Oder die guten Aktien zu kaufen, um von steigenden Kursen zu profitieren und gleichzeitig bei den schlechten auf fallende Kurse zu setzen?

Der Kapitalmarkt bietet uns als Anlegern diese Möglichkeiten bereits seit langem. Im Ergebnis lässt sich so ein Portfolio zusammenstellen, welches in sämtlichen Marktphasen positive Erträge erwirtschaften kann. Fondsmanager, die derartige Strategien erfolgreich umsetzen, sind zwar ebenfalls selten, heute aber deutlich häufiger anzutreffen, als noch vor einigen Jahren.

Der Grund ist klar: Mit traditionellen Anlagekonzepten konnte in den letzten zwei Jahrzehnten schlicht kein überzeugendes Chance/Risiko-Verhältnis erzielt werden. Vor diesem Hintergrund sucht eine zunehmende Anzahl an Fondsmanagern nach tragfähigeren Lösungen.

Natürlich muss man auch hier die überdurchschnittlich guten Manager suchen. Doch auch hier gilt:

Besser suchen und finden, als weiterhin überholten Börsenregeln zu folgen.

F A Z I T:

(1) Die wenig überzeugenden Ergebnisse, die in den letzten Jahrzehnten mit traditioneller Risikostreuung erzielt worden sind, verdeutlichen, dass Diversifikation im Allgemeinen überschätzt wird. Zeitgemäßere Ansätze sind daher zwingend erforderlich.

Die wichtigsten, nachhaltigen und langfristigen Erfolgsfaktoren bei der Kapitalanlage sind:

  • Stock- bzw. Markt-Picking
  • Timing
  • Marktunabhängigkeit durch Long/Short-Strategien

(2) Bei der Bewertung des Anlageerfolgs ist ein Umdenken erforderlich. Im Fokus sollte stets stehen, in welchem Verhältnis die erzielten Erträge zu den eingegangenen Risiken stehen. Dabei sollten Risiken heute weniger theoretisch und finanzmathematisch berechnet werden, als vielmehr praxisnah.

Die abstrakte Kennzahl Volatilität, die lediglich die Schwankungsbreite der Kursbewegungen misst, hat als Risikomaß keine nachhaltige Aussagekraft.

Um es bildlich zu formulieren: Es bringt herzlich wenig, zu wissen, dass die Temperatur am Urlaubsort eine Schwankung von 10 Grad aufweist, wenn die Umfeldbedingungen bei –30 bis –40 Grad liegen.

Die deutlich nachvollziehbareren Größen Maximaler Verlust und Längste Verlustphase sollten vor diesem Hintergrund in den Vordergrund rücken.

Summa summarum…

...benötigt ein nachhaltig erfolgreiches Portfolio eine pro-aktive DNA, die auf aktivem Stock- und Markt-Picking sowie auf Timing fußt – gegebenenfalls ergänzt um eine marktunabhängige Long/Short - Strategie.

Die einzelnen Instrumente, die hierbei zum Einsatz kommen, dürfen dabei durchaus passiv sein. Es spricht somit nichts dagegen, einen aussichtsreichen Markt über ein passives ETF abzubilden. Die Tatsache, dass lediglich wenige Fondsmanager über eine überzeugende pro-aktive DNA verfügen, sollte uns nicht davon abhalten, diese zu suchen.

So überholt manche Regeln an den Kapitalmärkten heute auch sind, diese hat unverändert Gültigkeit:

Wer suchet, der findet.