Als wäre das Dilemma nicht bereits groß genug. Mit verzinslichen Anlagen ist für Anleger seit Erfindung des Minuszinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) bereits seit einiger Zeit kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Ein wichtiger Baustein der privaten Vermögensanlage und Altersvorsorge fällt somit als Renditebringer aus.
Für Anleger kommt es nun aber seit einigen Wochen noch deutlich schlimmer. Denn eine Vielzahl sehr erfolgreicher Fonds hat zuletzt ihre Pforten für neue Anlegergelder geschlossen. So unter anderem geschehen bei Nordea 1 - Stable Return, Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, MFS Meridian Prudent Wealth, WHC - Global Discovery oder auch beim BSF European Absolute Return.
So unterschiedlich die einzelnen genannten Fonds sind, eines haben sie alle gemeinsam: Sie waren in den letzten Jahren weit überdurchschnittlich erfolgreich und konnten viele neue Anlegergelder für sich gewinnen. Doch auch das größte und beste Kreuzfahrtschiff ist irgendwann voll. Das gilt derzeit auch für den Kapitalmarkt.
Die Tatsache, dass selbst sehr breit diversifizierte Fonds wie der Nordea - Stable Return oder der MFS Meridian Prudent Wealth zum Schutz der investierten Anleger schließen, ist letztlich mehr als bedenklich. Denn eines wird hierdurch unmissverständlich klar: Die EZB-Geldflut hat den erforderlichen Einklang zwischen Kapitalmarkt und Realwirtschaft kurzerhand aus den Angeln gehoben, denn es ist schlicht zu viel Geld im Umlauf.
Wenn es breit diversifizierten Investmentfonds nicht mehr gelingt, das Fondsvermögen ohne größeren Einfluss auf die Märkte und damit auf die Fondsperformance zu verwalten, dann müssten wir uns – Entschuldigung für das Bild – vor Sorge eigentlich die Achseln leer schwitzen.
Früher galten die großen Aktien- und Rentenmärkte als hochliquide, da Angebot und Nachfrage stets ein ausgewogenes Verhältnis aufwiesen. Im Hier und Jetzt bleibt die Besorgnis erregende Erkenntnis, dass der krampfhafte und in meinen Augen aussichtslose Versuch der EZB, mit geldpolitischen Maßnahmen die Realwirtschaft auf Wachstum zu trimmen, im Ergebnis nur zu einem führt: Zu einem bis zur Halskrause aufgeblasenen Kapitalmarkt.
Der wird dann früher oder später wie ein prall gefüllter Luftballon die Luft aus sich heraus quietschen, unkontrolliert durch die Gegend sausen und schlussendlich erschlafft vor die Wand klatschen und daran herunterschlotzen.
Wiederum kein schönes Bild. Doch bis es so weit ist, haben wir vermutlich noch etwas Zeit.
Das ändert aber nichts an dem bereits existierenden Dilemma für Anleger: Überdurchschnittlich gute, aktiv gemanagte Fonds sind rar gesät. Umso ärgerlicher ist es, wenn – wie zuletzt geschehen – einige der Top-Fonds ihre Pforten wegen Überfüllung schließen. Gerade derartige Top-Fonds sind für den normalen Anleger umso wichtiger, da sie ihm die Entscheidung abnehmen, wann und wo es sinnvoll ist, zu investieren.
Gegenüber indexorientierten Anlagen wie z.B. ETFs bieten sehr gute, aktiv gemanagte Fonds schließlich den Vorteil, sich von den Märkten abkoppeln zu können, wenn diese den Rückwärtsgang einlegen. Aber letztlich hilft kein Jammern und Klagen, könnte man meinen.
Doch wo bleibt die Moral von dieser Geschichte?
Ehrlich gesagt – sie bleibt auf der Strecke.
Die einzige Erkenntnis, die sich für Anleger aus den jüngsten Fondsschließungen ergibt, ist die, dass an den Kapitalmärkten etwas mächtig aus dem Ruder läuft. Viel dagegen tun, lässt sich freilich nicht – außer ausgesprochen wachsam zu sein und die Augen nach guten Fondsalternativen offen zu halten, um vor deren Schließung an Bord zu sein.