Ihr Vermögen. Unsere Verantwortung.

Mut zum finalen Irrsinn. Oder: Der smarte Weg aus der Schuldenkrise.

Manchmal ist es ganz gut, ein bisschen irre zu sein. Wie gut das sein kann, zeigt unsere Lösung gegen Nullzinsen und Schuldenkrise. Sind Sie bereit für den finalen Irrsinn?

Mut zum finalen Irrsinn. Oder: Der smarte Weg aus der Schuldenkrise.

In den letzten Monaten ist es um die globale Schuldenkrise irgendwie recht ruhig geworden. Man könnte fast meinen, wir hätten Sie überstanden.

Sogar der griechische Schuldentinnitus, der uns vor noch gar nicht allzu langer Zeit nicht aus dem Ohr wollte, ist mittlerweile allenfalls noch als normales, operatives Betriebsrauschen wahrzunehmen.

Vermutlich sind wir derzeit einfach zu gut abgelenkt von den Frisurenclowns, die in den USA Präsident geworden sind und in den Niederlanden gerne geworden wären.

Aber selbst wenn Sie in den letzten Monaten sehr gut ohne die Schuldenkrise ausgekommen sind, lohnt es sich – rein vorsorglich – doch ab und an mal darüber zu sinnieren, ob und wenn ja was denn da gegebenenfalls noch auf uns zukommen wird.

So viel vorweg: Sie kommt zurück, die Schuldenkrise – und zwar üppig. So üppig, dass uns selbst die Frisurenclowns nicht mehr helfen werden, uns von ihr abzulenken. Es sei denn, wir gehen die Sache smart an und haben Mut zum finalen Irrsinn.

Doch fangen wir vorne an.

Es ist derzeit sehr interessant, den Vorträgen renommierter Volkswirte und Kapitalmarktexperten zuzuhören. Denn diese sind sich unisono einig, dass wir die Schuldenkrise nicht in den Griff bekommen werden. Grund: Die Schulden sind zu hoch und das strukturelle Wachstum zu gering, um den erforderlichen Schuldenabbau zu erreichen. Bei Volkswirten ist der Optimismus also deutlich geringer als bei Politikern.

Allerdings – und das ist bemerkenswert – blasen die Kapitalmarktexperten trotz der trüben Aussichten kein Trübsal. Im Gegenteil: In der Finanzindustrie freut man sich derzeit diebisch über die Politik des billigen Geldes. Denn eines ist klar: Sachwerte wie Aktien und Immobilien haben von diesem Umfeld bereits erheblich profitiert und – so das Kalkül der Finanzbranche – werden es weiterhin tun. Ergo verdient die Finanzindustrie am Aktien- und Immobilien-Hype solange gerne mit, bis uns die Realität an der Wand empfängt.

Die Kapitalmarktexperten sind aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zwar durchaus angespannt und vorsichtig, verlassen sich aber voll und ganz auf die mittlerweile lieb gewonnene und wie eine Droge wirkende Staubsaugermentalität der EZB. Die saugt nämlich bereits seit Jahren verlässlich jede Krise einfach weg. Dass das nicht ewig funktionieren wird, ist allen Experten klar, muss uns aber die Laune ja nicht heute schon verderben.

Das Problem an der Sache: Die Kontrollinstanz des Marktes ist uns in den letzten Jahren abhanden gekommen. Denn die Kapitalmarktteilnehmer nehmen irrationale Entwicklungen politischer und wirtschaftlicher Art heute einfach hin, statt ihnen entgegenzuwirken. Früher galt das Kapital als scheues Reh, welches sich zurückzog, sobald Dinge aus dem Lot zu laufen drohten. Heute ist das Kapital handzahm und lässt sich wie ein Hamster durchs Hamsterrad jagen.

Und so werkeln EZB und Politik fleißig vor sich hin, um ein Problem zu lösen, das sich mit althergebrachten Methoden gar nicht lösen lässt.

Während die EZB dabei gebetsmühlenartig betont, dass nur die Politik die Wirtschaft zum laufen bringen kann, hat die Politik nicht die Mittel dazu. Woher auch? Schließlich war bereits das Wachstum der letzten Jahrzehnte geborgtes Wachstum – also mit Schulden finanziert. Neue Schulden können wir uns vor dem Hintergrund der bereits deutlich zu hohen Schulden nicht mehr leisten. Wie also soll die Politik das Wachstum  herbei zaubern, das wir dringend benötigen, um Schulden abzubauen? 

Klappt das mit dem Wachstum nicht, verbleiben nur zwei Alternativen:

Alternative 1:
Uns kratzt das alles nicht, wir genießen das Hier und Jetzt und feiern so lange weiter bis uns früher oder später mal alles um die Ohren fliegt.

Alternative 2:
Wir gehen das Problem aktiv an und führen die Schulden auf ein gesundes Maß zurück. Das gelingt, indem wir den einen oder anderen Schuldenschnitt bei Staaten durchführen, die eine oder andere Sonderabgabe einführen und Steuern und Abgaben erhöhen. Das wäre schlussendlich exakt die Lösung, die bereits im 1. Kapitel sämtlicher Lehrbücher über Finanzarithmetik überzeugend dargelegt wird. Man nimmt vorhandenes Vermögen sowie einen Teil der laufenden Einnahmen und führt damit seine Schulden zurück. In unserem Fall hieße das, unser privates Vermögen und Einkommen müsste zur Reduzierung unserer Staatsschulden herhalten. Bei privaten Vermögenswerten von mehr als 5 Billionen Euro und Staatsschulden von rund 2 Billionen Euro wäre dies rechnerisch ein Klacks. Und logisch obendrein – denn wir sind der Staat und müssen daher auch für dessen bzw. unsere Schulden gerade stehen.

Während Alternative 2 so herrlich logisch klingt, weil sie logisch ist, haben wir uns dennoch dazu entschieden, (Party-)Alternative 1 in die Realität zu befördern. Zugegeben, verwundern kann dies nicht. Welcher Politiker ist schon bereit, seine Wiederwahl durch die entwaffnende Ehrlichkeit der Alternative 2 zu gefährden? Und schließlich würde – da beißt die Maus keinen Faden ab – Alternative 2 aufgrund des dann einbrechenden Konsums zu einer Rezession führen. Welche politischen Frisurenclowns dann aus den linken und rechten Ecken unseres Landes herauskrabbeln, wollen wir uns in Anbetracht der mittlerweile ohnehin schon recht populismusbesoffenen Wählerschaft lieber nicht vorstellen.

Also ist Alternative 2 zwar entwaffnend logisch, aber der Mehrheit vermutlich kaum überzeugend zu vermitteln.

Aber – wir haben noch ein echtes As im Ärmel.

Ein gezinktes zwar, aber eines, dass für die heutige Zeit wie maßgeschneidert ist. Dabei kommen uns zwei Dinge zu Gute, die eigentlich nicht gut sind:

1. Die abhanden gekommene Kontrollinstanz des Marktes und
2. unsere Tendenz, alles was die Notenbank macht, zu akzeptieren.

Null- und Negativzinsen? Na klar, ist zwar unlogisch, aber nehmen wir. Indirekte Staatsfinanzierung durch die EZB? Aber sicher! Schließlich macht „indirekt“ ja umso mehr Spaß, wenn „direkt“ verboten ist.

Vor diesem Hintergrund erkläre ich Ihnen nun, wie mit Mut zum finalen Irrsinn der smarte Weg aus der Schuldenkrise gelingt.

Die EZB druckt zunächst weiter kübelweise Geld und kauft noch mehr Staatsanleihen, nun aber sogar auch die der schlechtesten EU-Mitgliedsländer. Dabei animiert sie insbesondere Banken, Pensionskassen und Versicherungen, sich von ihren unverzinsten und aufgrund der zu hohen Staatsverschuldung risikobehafteten Staatsanleihen zu trennen. Anschließend verzichtet die EZB auf die Rückzahlung eines großen Teils der aufgekauften Staatsanleihen – und zwar in dem Maße, dass alle Mitgliedsstaaten wieder deutlich unter die in den Maastricht-Kriterien festgeschriebene Verschuldungsgrenze von 60% fallen.

Die EZB ist damit theoretisch pleite. Das muss uns aber nicht stören, da diese ohnehin nur als virtueller Schiedsrichter neben dem Feld agiert und es niemandem weh tut, wenn deren Forderungen verpuffen. Anschließend kehrt die EZB wieder auf einen Pfad mit angemessenen Zinssätzen zurück. Das rettet unsere Altersvorsorgesysteme vor dem Kollaps, da diese wieder Erträge für die jetzigen und künftigen Rentner erwirtschaften können. Gleichzeitig führt die deutlich reduzierte Schuldenlast der Staaten dazu, dass Staatsanleihen wieder als verhältnismäßig sichere Anlage gelten.

Unmittelbar nach dem Schuldenverzicht seitens der EZB darf jedes Land entscheiden, ob es im Euro verbleiben will oder nicht. Wer gehen möchte, darf gehen und macht mit seiner eigenen Währung weiter. Parallel dazu legt die Politik für sämtliche verbleibenden EU-Staaten knallharte Regeln für Neu- und Höchstverschuldung fest. Wer sich hieran nicht hält, bleibt zukünftig sich selbst überlassen und fliegt aus dem Euro.

Ist so eine verrückt erscheinende Lösung denkbar?

Vor 10 Jahren sicherlich nicht, heute durchaus. Diese Lösung ist nicht verrückter als die derzeitige Party-Lösung. Sie geht nur einen Schritt weiter und nutzt die Tatsache, dass die Kapitalmarktteilnehmer heute bereit sind, Lösungen zu akzeptieren, die früher an der Kontrollinstanz des Marktes gescheitert wären.

Was spricht in einer derart verfahrenen Situation dagegen, eine Lösung umzusetzen, die – so verrückt sie auch ist – letztlich allen nutzt?

Die Vorteile liegen auf der Hand:

1. Die Staatshaushalte werden schmerzlos saniert.
2. Wir zahlen nicht für die zahlreichen Fehler der vergangenen Jahrzehnte.
3. Die EU hat die Chance sich neu und frei von Altlasten zu positionieren.
4. Die Spannungen zwischen den Ländern des Euroraums lösen sich auf.
5. Die Systeme der Altersvorsorge werden massiv entlastet.
6. Wirtschaftliche und politische Unruhen (und Frisurenclowns) werden vermieden.

Nachteile?

Wenige. Die Märkte würden kurzfristig nochmals massiv mit Liquidität seitens der EZB geflutet. Inflationäre Tendenzen könnten die Folge sein. Diesen ließe sich im Zweifel jedoch durch höhere Zinsen und durch die zeitweise Einführung staatlicher Preisbremsen begegnen. Daneben wären die Auswirkungen auf die Währungsentwicklung des Euro schwer vorhersehbar. Die höheren Zinsen und die Bereinigung des Schuldenproblems ließe auf einen festen Euro schließen. Die an sich verrückte Lösung könnte aber auch zu einer Schwächung des Euro führen.

Insgesamt sind dies jedoch allesamt Nachteile, die sich besser verkraften lassen als der böse Kater, der am Ende auf die derzeit laufende Party-Lösung folgt.

Also, worauf warten wir? Auf in den finalen Irrsinn.