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Wann mit dem DAX gut Kirschen essen ist…

Am 1. Juli 1988 erblickte der DAX das Licht der Welt. Gut 32 Jahre später begeben wir uns auf eine statistische Zeitreise, um zu untersuchen, ob sich aus der Historie des deutschen Leitindex Erkenntnisse ergeben, wann ein Einstieg oder Ausstieg besonders sinnvoll erscheint. Dabei werden im Rückspiegel sowohl einzelne Tage, als auch Wochen, Monate und Quartale untersucht. Die Ergebnisse bieten einen interessanten Einblick in das Seelenleben des deutschen Leitindex.

Wer kennt sie nicht, die Börsenweisheit „Sell in May and go away, but remember to come back in September“? Wer auch immer diese Erkenntnis vor vielen Jahrzehnten zum Besten gab, ist nicht überliefert. Man munkelt allerdings, dass sie erstmals im Jahre 1935 das Licht der Welt erblickte. Umso erstaunlicher, dass sie trotz ihres Alters das Wesen des deutschen Aktienindex DAX – der erst am 1. Juli 1988 das Licht der Welt erblickte – recht gut wiederspiegelt.

Allerdings scheint die Börsenweisheit dem DAX etwas vorauszueilen. Ein Ausstieg bereits im Mai drängt sich für unseren DAX nämlich nicht auf. Zwar folgt auf den Mai im statistischen Durchschnitt ein recht dürftiger Juni, dafür folgt aber mit dem Juli noch der fünftbeste Kalendermonat des Jahres. Erst nach Ablauf des Juli gehen beim DAX kurzzeitig die Lichter aus. Mit August und September folgen die – statistisch betrachtet – schlechtesten Börsenmonate des Jahres. Beide Monate sind im Übrigen die einzigen, die im langfristigen Durchschnitt seit 1988 negative Ergebnisse aufweisen. „...remember to come back in September“ müsste für den DAX also eher heißen: „…remember to come back after September“.

Der statistisch beste DAX-Monat ist erstaunlicherweise der wetterfühlige April – mit einer Gewinnquote von 75% und einem durchschnittlichen Plus von 3,07%.

 

Für den DAX gilt insgesamt betrachtet also eher: „Say goodbye end of July and make sure to be sober at the beginning of October.” Da Oktober, November und Dezember die Plätze 2, 4 und 3 in der Monatsstatistik belegen, ist das vierte Quartal mit Abstand das lukrativste. Wer es lieber etwas grobkörniger mag, begnügt sich also mit einem Blick auf die Quartale. Da kann man – das sagt zumindest die Historie – auf das dritte Quartal durchaus verzichten.  

 

 

Wer hingegen doch etwas detailverliebter ist, den wird es ggf. interessieren, dass das letzte Drittel des Monats im Durchschnitt des Gesamtjahres insgesamt ertragreicher ist als das mittlere Monatsdrittel und erst recht als das erste Monatsdrittel. Das gilt allerdings insbesondere für die zweite Jahreshälfte. Für die erste Jahreshälfte ist erstaunlicherweise festzustellen, dass das erste Monatsdrittel die Nase vor dem letzten und dem mittleren Monatsdrittel hat.

Interessant ist jedoch, dass bei Betrachtung des Gesamtjahres die Wahrscheinlichkeit für Kursgewinne in jedem Monatsdrittel vergleichbar hoch ist (57,9% im ersten Monatsdrittel | 59,7% im mittleren Monatsdrittel | 58,2% im letzten Monatsdrittel). Die Dynamik der Kursgewinne ist im letzten Monatsdrittel allerdings insgesamt am höchsten.

Bleibt die Frage, wie sich der DAX an den einzelnen Wochentagen schlägt. Hinsichtlich der Verteilung der positiven Tage, scheint der Unterschied marginal. So kommt der in dieser Disziplin fünftplatzierte Donnerstag auf 52,59% positive Tage. Mit 54,05% liegt der Freitag als vermeintlicher Primus nur unwesentlich besser.

Unter Performancegesichtspunkten hat der Dienstag die Nase vor dem Montag, bevor mit deutlichem Abstand Freitag und Mittwoch folgen. Erstaunlich ist, dass der Donnerstag im Durchschnitt insgesamt einen negativen Ergebnisbeitrag liefert.

 

Das könnte für Anleger Grund genug sein, neben dem Wochenende noch einen weiteren börsenfreien Tag einzuführen. Vor diesem Hintergrund wäre ein Einstieg in den DAX donnerstags zum Börsenschlusskurs ratsam, um sich am folgenden Mittwoch zum Schlusskurs für einen Tag eine Auszeit zu gönnen.

Dass sich diese langfristigen, statistischen Erkenntnisse für erfolgreiche Anlagestrategien nutzen lassen, verdeutlicht ein einfaches Beispiel.

Wer seit Start des DAX am 1. Juli 1988 dauerhaft im DAX investiert war, hätte einen Gewinn von 979,7% oder 7,7% pro Jahr erzielt. Zwischenzeitlich hätte er in der Spitze einen Kursrückschlag von 72,7% hinnehmen müssen. Ein Anleger hingegen, der aufgrund obiger statistischer Erfahrungswerte sein Geld in jedem Kalenderjahr im August und September in einem Tagesgeld geparkt hätte, stünde mit seinem von der Statistik empfohlenen DAX-Investment deutlich besser da. Hier wäre ein Gewinn von sage und schreibe 5.337,4% bzw. 13,3% pro Jahr aufgelaufen – bei einem zwischenzeitlichen Verlust von maximal 52,3%.

Einziger Haken: Am 1. Juli 1988 kannten wir das statistische Wesen des DAX noch nicht.