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Vier Bitcoins für ein Halleluja.

Mittlerweile stockt einem angesichts der Kursentwicklung von Bitcoins so langsam der Atem. Grund genug, zu hinterfragen, wie weit die Reise noch gehen kann.

Vier Bitcoins für ein Halleluja.

Er läuft und läuft und läuft. Was für den Kurs von VW seit Bekanntwerden des Abgasskandals im März 2015 nicht mehr gilt, stimmt für den Kurs des Bitcoins umso mehr.

Um sage und schreibe fast 800% ist der Kurs der virtuellen Währung seit Frühjahr 2015 gestiegen. Dabei sind sich die Notenbanken rund um den Globus noch nicht einmal einig, um was es sich bei Bitcoins eigentlich handelt. Ist es eine Währung, ein Zahlungsmittel oder doch eher nur ein Spekulationsobjekt, wie es erst jüngst die deutsche Bundesbank verlautbaren ließ?

Seit der Bitcoin am 3. Januar 2009 zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte, gab es unzählige Warnungen, viele negative Presseberichte und dramatische Kurskapriolen. Das alles konnte die rasante Kursentwicklung bis dato stets nur kurzfristig stoppen. Aus jeder Krise schien der Bitcoin gestärkt hervorzukommen, nur um im Anschluss einen neuen Anlauf auf immer höhere Kurse zu nehmen.

Auch in den nächsten Jahren werden sich die Geister am Bitcoin ohne Zweifel scheiden. Das kann und darf jedoch nicht verwundern. Schließlich gibt es auch bei Gold – trotz seiner Jahrtausende langen Historie – stets viele Kritiker, die dem glänzenden Metall jeden nachhaltigen Wert absprechen. Und letztlich findet man auch die erfolgreichsten Börsengeschichten nicht dort, wo sich alle gleichermaßen sicher waren, dass diese eine Aktie den Vogel abschießen wird. Nehmen wir beispielsweise mal Amazon. Wann war diese Aktie nach herkömmlichen Bewertungsmaßstäben je günstig und nachvollziehbar bewertet? Zahlreiche Kritiker gab es auch hier immer. Das hat die Aktie allerdings nicht davon abgehalten, sich in den 20 Jahren seit Börsengang zu verfünfzigfachen.

Zugegeben Bitcoins haben mit einer Aktiengesellschaft wie Amazon herzlich wenig gemein. Dennoch – es lohnt sich an dieser Stelle zu hinterfragen, ob eine Investition in Bitcoins trotz der unzweifelhaft vielen Kritiker sinnvoll sein kann.

Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, ist es wenig zielführend, alle Argumente für und gegen Bitcoins abzuwägen. Diese Diskussion führt die Öffentlichkeit seit Jahren und kommt zu keinem einhelligen Ergebnis.

Man sollte schlicht versuchen, diese Frage möglichst unvoreingenommen und objektiv zu beantworten. Was bleibt unter diesem Blickwinkel?

  1. Bitcoins setzen sich – warum auch immer – nicht als Zahlungsmittel, Währung oder Spekulationsobjekt durch, oder…
  2. Bitcoins entwickeln sich genau zu dem, zu dem sie entwickelt wurden. Zu einem weltweiten Zahlungssystem, bei dem die Zahlungseinheit unabhängig von Banken, Staaten und Notenbankpolitik ist.

Im ersten Fall endet das Intermezzo mit den Bitcoins recht schnörkellos bei Null – also im Totalverlust. Die Risiken von Bitcoins lassen sich somit exakt und eindeutig definieren.

Im zweiten Fall sind die Perspektiven deutlich weniger exakt zu beziffern. Das hängt vor allem damit zusammen, dass ein positives Szenario zumeist Luft nach oben hat und keinen Deckel kennt. The sky is the limit.

Welche Chancen stecken nun also in Bitcoins? Oder stellen wir die Frage zunächst anders: Warum stecken in Bitcoins überhaupt Chancen?

Das Besondere an Bitcoins ist die Idee, eine Währung oder ein Zahlungsmittel zu schaffen, welches vollständig unabhängig von Staaten und Notenbanken ist. Die Geschichte hat gezeigt, dass das Vertrauen in Währungen immer wieder durch zu hohe Staatsschulden und/oder durch eine ungesunde Vermehrung der umlaufenden Geldmenge (Stichwort: Inflation) verloren geht. Die Euro-Krise der letzten Jahre ist das wohl prominenteste von zahlreichen Beispielen der jüngeren Geschichte.

Im Gegensatz zu allen staatlichen Währungen, bei denen die Geldmenge nach freiem Ermessen ausgeweitet werden kann und Inflation an der Geldwertstabilität nagt, ist die Anzahl der maximal verfügbaren Bitcoins durch einen mathematischen Algorithmus auf 21 Millionen Stück begrenzt. Den entscheidenden Nachteil von Währungen schließen Bitcoins somit aus. 

Daneben sind Überweisungen von Bitcoins – egal ob national oder international – deutlich schneller und kostengünstiger als herkömmliche Überweisungen und obendrein an 7 Tagen die Woche rund um die Uhr möglich.

Im Vergleich zu anderen Währungen weisen Bitcoins somit durchaus interessante Alleinstellungsmerkmale auf.

Um uns der Bewertung der Chancen von Bitcoins zu nähern, nehmen wir nun an, der bisherige Erfolgsweg setzt sich fort und Bitcoins etablieren sich weltweit als alternatives Zahlungsmittel. Im Ergebnis würden also Menschen rund um den Globus den einen oder anderen Dollar, Euro, Yen oder Renmimbi in Bitcoins investieren.

Für unsere Berechnung legen wir der Einfachheit halber unseren Fokus zunächst nur auf die rund 340 Millionen Einwohner aus den 19 Ländern der Eurozone. Die verbleibenden 7 Milliarden Menschen mit ihren potenziellen Bitcoin-Ambitionen lassen wir fürs Erste außen vor. Auch Institutionen und Firmen als mögliche Bitcoin-Nutzer bzw. Investoren berücksichtigen wir nicht.

Gehen wir nun davon aus, dass die EU-Bürger auf die Idee kommen, einen kleinen Teil ihres liquiden Geldvermögens in Bitcoins zu investieren. Als liquides Geldvermögen definieren wir dabei weder Aktien, noch Investmentfonds, Spareinlagen, festverzinsliche Wertpapiere oder Festgelder, sondern ausschließlich Bargeld und Kontoguthaben. Auch Notenbanken fassen diese beiden Positionen zusammen und sprechen hier von der sogenannten Geldmenge M1. In der EU beläuft sich die Geldmenge M1 derzeit auf knapp 7,4 Billionen Euro.

Nehmen wir für unsere Chancenbewertung von Bitcoins nun an, dass die EU-Bürger 1% ihrer verfügbaren Bargelder und Kontoguthaben von nun an in Bitcoins investieren. Dies entspräche somit einer Summe von 74 Milliarden Euro. Aufgrund der maximalen Anzahl an Bitcoins von 21 Millionen ließe sich so ein Preis von rund 3.520 Euro für einen Bitcoin errechnen (74 Mrd. dividiert durch 21 Mio.). Gegenüber dem derzeitigen Bitcoin-Preis von rund 1.900 Euro wäre nach diesem Ansatz also noch etwas Luft nach oben.

Nun könnte man den Himmel noch etwas höher hängen, z.B. indem man sich vorstellt, dass auch der Rest der Welt eine gewisse Bitcoin-Affinität entwickelt.

Betrachten wir spaßeshalber also mal die Geldmenge M1 auf globaler Ebene – also die privaten Bargeldbestände und Kontoguthaben in sämtlichen Ländern.

Diese belaufen sich gemäß World Factbook des CIA auf rund 32 Billionen USD, umgerechnet derzeit also rund 28,5 Billionen Euro. Auch hier wieder davon ausgehend, dass weltweit jeder Bürger rund 1% seiner persönlichen Geldmenge M1 in Bitcoins investiert, errechnet sich so für den Bitcoin ein Preis in Höhe von rund 13.600 Euro.

Und um es letztlich noch ein bisschen optimistischer anzugehen, könnte man sich – einige Phantasie vorausgesetzt – ggf. auch einfach mal vorstellen, dass der Bitcoin aufgrund seiner im Vergleich zu anderen Währungen interessanten Merkmale irgendwann eine ähnliche Bedeutung erlangt wie beispielsweise der japanische YEN. Dieser macht derzeit knapp 20% der weltweiten Geldmenge M1 aus (Zum Vergleich: EUR = ca. 25%).

Unter der Annahme, der Bitcoin bringt es irgendwann ebenfalls auf einen Anteil von 20%, so lässt sich ein Bitcoin-Preis von rund 272.000 Euro rechtfertigen.

Abstrus? Vielleicht. Ansonsten reine Mathematik. Mehr nicht.

Irgendwo zwischen Totalverlust und 272.000 Euro liegt also die Zukunft des Bitcoins.

Wenn man sich der Risiken bewusst ist, muss es in Anbetracht der nicht unerheblichen Chancen von Bitcoins im Zweifel nicht die dümmste Idee sein, den einen oder anderen Bitcoin zu besitzen.